Rund 110 Vogelarten wurden in den vergangenen zehn Jahren in Stuttgart als Brutvögel nachgewiesen. Einige von ihnen wollen wir hier kurz vorstellen und uns dabei auf ihre Vorkommen in Stuttgart konzentrieren. Über ihre Biologie informiert die einschlägige Fachliteratur ausführlich bzw. die Vogelportraits im Internet bei wikipedia. Tagesaktuelle Infos rund um die Vogelwelt finden Sie unter www.ornitho.de
Vorkommen
Seit 1986 existiert in Stuttgart ein Brutvorkommen der Gelbkopfamazone (Amazona oratrix), das auf ein entflogenes und ein ausgewildertes Exemplar zurückgeht. Lieblingsplätze der Amazonen sind die Wilhelma und vor allem die Innenstadt von Bad Cannstatt, wo sie sich mit großem Geschrei bemerkbar machen. Am Tage halten sie sich überwiegend im Rosensteinpark auf.
Dort kann man aktuell 62 Tiere auch bei der Aufzucht ihres Nachwuchses beobachten.
Die ursprüngliche Heimat von „Amazona oratrix“ – wie die Gelbkopfamazonen wissenschaftlich heißen – sind mexikanische Regenwälder. „Die Population in Stuttgart ist
die größte außerhalb ihres Heimatgebietes.“ Dort seien sie vom Aussterben bedroht.
Vorkommen
In Stuttgart ist der Grünspecht noch recht häufig anzutreffen. So ist er im Neckartal, in den Garten und Weinbaulandschaften, Streuobstwiesen und allen Wäldern weit verbreitet. Vermutlich mindestens 150 Brutpaare gibt es in Stuttgart mit einem Schwerpunkt im Schlossgarten und Rosensteinpark. Sein leuchtend grünes Gefieder und der lachende Ruf machen ihn unverwechselbar. Höhlen legt er bevorzugt in alten Bäumen an. Daher ist der Schutz der Streuobstwiesen und der alten Wälder für den Grünspecht überlebenswichtig. Wer Obstwiesen pflegt, Obst und Saft von Streuobstwiesen kauft, hilft also auch diesem Specht. 2014 war er Vogel des Jahres.
Grau- oder Grünspecht?
Obwohl er kleiner und sein Hals etwas kürzer ist, wird der Grauspecht häufig mit seiner Zwillingsart, dem Grünspecht verwechselt. Kein Wunder, denn die
hauptsächlichen Unterscheidungsmerkmale sind der graue Kopf und Hals mit einem kleineren schwarzen Augenstreif und dem schmalen, ebenso schwarzen Bartstreif. Die Männchen haben zusätzlich noch
einen kleinen roten Stirnfleck, der den Weibchen fehlt. ADas rhythmische Trommeln mit dem Schnabel auf Holz ist vorrangig während der Brutzeit zu hören und
zeigt den Revierbesitz des Vogels an.
Vorkommen
In Stuttgart kommt der Grauspecht vor allem im Rotwildpark, am Lemberg und im Greutterwald, in Klingen und älteren Wäldern vor. Auch die Anlage rund ums Schloss
Solitude mag er; dort ist das Foto entstanden
Aussehen
Mit seinem schwarzen Rücken und den großen weißen Schulterflecken sticht der Buntspecht leicht ins Auge. Seine Unterseite ist grauweiß und verfärbt sich unter den
Schwanzfedern leuchtend rot. Die Männchen haben zusätzlich einen kleinen, roten Genickfleck. Der schwarze Bart- und Ohrenstreif unterscheiden ihn am deutlichsten von ähnlichen Spechtarten (z. B.
Mittelspecht).
Lebensweise
Der am häufigsten vorkommende Specht bei uns Deutschland ist der Buntspecht. Zu finden ist er in Laub- und Nadelwäldern, Parks und Gärten. Auch scheut er nicht die
Nähe zu Städten und Siedlungen. m Frühjahr während der Balzzeit hört man das Männchen ständig trommeln. Sowohl Männchen als auch Weibchen bauen Höhlen. Die Beute des Buntspechts besteht
vorwiegend aus holzbe-
wohnenden Käfern und Larven, die er mit kräftigen
Schnabelhieben unter der Borke hervorholt.
Aussehen
Mit der schwarzen Oberseite und den weißen Schulterpartien sieht der Mittelspecht auf den ersten Blick aus wie sein etwas größerer Kollege, der Buntspecht. Bei
näherer Betrachtung kann man aber gut die Unterschiede erkennen: So ist die Gesichtszeichnung nur schwach ausgeprägt und der rote Fleck, den nur das Buntspechtmännchen im Nacken aufweist, zieht
sich bei dem Mittelspecht über den gesamten Scheitel. Auch ist der Bereich unter den Schwanzfedern nur leicht rosa verfärbt. Durch den nur schwachen Farbunterschied von Weibchen und Männchen sind
die Geschlechter schwer zu bestimmen.
Lebensweise und Gefährdung
Im Gegensatz zu den meisten anderen Spechtarten, trommelt der Mittelspecht nicht. Allerdings ist sein klagendes Quäken vor allem in der Brutzeit zu
hören.
Aufgrund seiner recht anspruchsvollen Lebensraumbedingungen ist der ortstreue Vogel seltener und nicht weit verbreitet. Außerdem ist er stark an totholzreiche
und ursprüngliche Wälder, vor allem mit hohem Anteil an alten Eichen, gebunden.
Aussehen
Wie sein Name schon verrät ist der Schwarzspecht schwarz gefiedert. Nur auf seinem Kopf hat er eine leuchtend rote Färbung. Als größter einheimischer Specht kann er
beinahe mit einer Krähe konkurrieren. Sein Schnabel ist weißgelblich, kräftig und sehr ausgeprägt. Mit diesem erzeugt er regelrechte Trommelwirbel, die 2 bis 3 Sekunden anhalten und aus etwa 17
Schlägen pro Sekunde bestehen können!
In Deutschland ist er vor allem in großen Wäldern verbreitet, wobei er große Bäume mit glatter Rinde und Altholz-bestände bevorzugt. Gerade Nadel- und Mischwälder
mit alten, kranken und abgestorbenen Baumstümpfen bieten ein sehr gutes Nahrungsareal für den Insektenliebhaber.
Als Höhlenbauer nimmt er eine wichtige Funktion im
Ökosystem Wald ein, denn nicht nur seine eigene Art,
sondern andere Höhlenbrüter profitieren von den ver-
lassenen oder alten Höhlen.
Vorkommen in Stuttgart
Die Nilgans ist in Stuttgart seit ein paar Jahren nichts Besonderes mehr. Sie bevölkert fast alle Gewässer. Ob am Bärensee, Max-Eyth-See oder innerstädtisch
am Feuersee und Mittleren Schlossgarten. Die Vögel sind ganzjährig in der Stadt zu beobachten.
Verbreitung
Die Nilgans ist eine afrikanische Art, die in Europa, vor allem in Großbritannien und Holland, in Wassergeflügelsammlungen gehalten wird und dort vielfach auf
Parkseen angesiedelt wurde. Von dort sind die Vögel dann "ausgebüchst", so dass sich freilebende und halbzahme Populationen bilden konnten. Die Vögel sind wenig Scheu und die Nähe der Menschen
gewöhnt.
Problemgans
Leider sind wir als Naturschützer mit der Art nicht wirklich glücklich, da sie sich gegenüber anderen Wasservögeln recht aggressiv und dominant verhält und in der Brutplatzkonkurrenz andere Arten durchaus verdrängen kann. Allerdings hat die halbwilde Population in Mitteleuropa inzwischen eine Größe erreicht, die eine Eindämmung durch Jagd nahezu unmöglich macht, da die Lücken durch den guten Bruterfolg schnell wieder geschlossen werden.
Ursprünglich stammt diese Gänseart aus Nord- und Osteuropa und ist über Gefangenschafts-flüchtlinge und Freilassungen bei uns heimisch geworden. Viele Brutpaare leben mittlerweile im Stadtgebiet und sind außer am Max-Eyth-See vor allem im Rosensteinpark häufig. Mitunter bekommen sie Verstärkung durch Vögel aus den umliegenden Neckar-Regionen, sodass deren Zahl im Stadtgebiet zeitweise auf rund 300 Individuen anwächst. Sie stehen unter wissenschaftlicher Beobachtung: das Staatliche Museum für Naturkunde erforscht die Tiere und beringt sie jedes Frühjahr. Am Max-Eyth-See selbst ist auf Betreiben des NABU schon vor Jahren eine biologische Schutzzone ausgewiesen worden, die ein Drittel des Sees umfasst. Heute zählt der See zu den bedeutendsten Brutgebieten von Wasservögeln in der gesamten Region.
Vorkommen
Der Alpensegler ist der größte Segler Europas mit Verbreitungsschwerpunkt im südlichen Europa. Die nördlichsten Kolonien des Fels- und Gebäudebrüter befinden sich
in Baden-Württemberg. Auch in Stuttgart sind die rasanten Flieger zuhause: Seit 2008 ziehen einzelne Vögel im „Felsengebirge“ des Stuttgarter Westens ihre Kreise, vermutlich zog
schon 2009 das erste Paar seine beiden Jungen groß. 2017 wurden zwei Brutpaare gesehen.
Merkmale
Von den sehr ähnlichen Mauerseglern lassen sie sich gut durch ihren weißen Bauch unterscheiden. Die Alpensegler fliegen schneller und ruhiger als Mauersegler,
sind aber weniger wendig. Beide sind nicht mit den Schwalben verwandt (Schwalben zählen zu den Sperlingsvögeln). Schwalben und Segler sind hochspezialisierte Insektenjäger und beeindrucken
immer wieder
durch ihre atemberaubenden Flugmanöver. Auch bleiben die
kleinen Mauersegler nur von Mai bis Ende Juli bei uns.
Aussehen
Der Kuckuck ist bei einer Spannweite von 55 bis 60 Zentimetern und einer Körperlänge von 32 bis 34 Zentimetern fast so groß wie eine Turteltaube, jedoch zierlicher
und schlanker.
Ausgewachsene Männchen sind auf der Oberseite schiefergrau.
Die graue Morphe ähnelt den Männchen sehr, zeigt jedoch auf der Brust eine rostbeige bis gelbliche Tönung und eine dünne dunkle Querbänderung. Das auch
graue Weibchen ähnelt den Männchen sehr, zeigt jedoch auf der Brust eine rostbeige bis gelbliche Tönung und eine dünne dunkle Querbänderung.
Ein kurzer Gast
In der ersten Aprilhälfte kehren die ersten Kuckucke in ihre mitteleuropäischen Brutgebiete zurück. Bereits Anfang August begibt sich der Kuckuck auf Wanderschaft
in seine afrikanischen Überwinterungsgebiete und Anfang September erreicht er seinen Durchzugshöhepunkt.
Der Kuckuck lebt nur drei Monate in Europa, den Rest des Jahres ist er im Süden.
Vorkommen in Stuttgart
In der Landeshauptstadt lassen nur noch eine Handvoll Exemplare dieses populären Vogels ihre Jungen von fremden Eltern groß ziehen.
So gibt es nach Erhebungen der NABU-Gruppe Stuttgart Kuckucke praktisch nur noch in den großen Waldungen des Stuttgarter Westens und Südwestens.
Aussehen
Der Zaunkönig ist einer unserer kleinsten, aber auch lautstärksten Vögel, dessen Gesang oft schon im Februar zu hören ist. Beim Singen stellt das Vögelchen seinen
Schwanz steil in die Höhe. Auffallend ist sein Nest, das er im offenen Wurzelbereich von Baumstämmen und ähnlichen geschützten Plätzen baut: Es ist kugelrund und besteht aus Moos, Ästchen und
Grashalmen und besitzt ein kleines Einflugloch.
Zaunkönige besiedeln die gesamte nördliche Hemisphäre mit etlichen Unterarten (über 40, einige davon verdienen wohl eigenen
Artstatus).
Stuttgarter Bestand
In Stuttgart ist er das ganze Jahr über anzutreffen. Im Winter mischen sich aber Gäste aus nördlicheren Brutgebieten unter die Standvögel. Denn die skandinavischen
Zaunkönige räumen ihr Brutgebiet, das ungefähr bis zum Polarkreis reicht, nahezu komplett. Der Zaunkönig ist in Stuttgart nicht bedroht. Auch in Kleingärten und Parkanlagen (z.B. im oberen
Cannstätter Kurpark) ist er gut vertreten. Mit geschätzten 1000 bis 1500 Revieren ist er einer der häufigsten Brutvögel Stuttgarts.
Aussehen
Bei dem aparten Vogel zeigt das Männchen eine herrliche rostfarbene Färbung. Er ist ein – Insektenfresser, der in Halbhöhlen- und Höhlen brütet. Der Gartenrotschwanz ist ein Langstreckenzieher. In Stuttgart ist er ab April zu beobachten. Ab Mitte August verschwindet er wieder Richtung Afrika.
Vorkommen Stuttgart
In Stuttgart bewohnt er Streuobstwiesen und großzügiger angelegten Kleingartenanlagen. Schwerpunkte sind z.B. die Wangener Höhe, Stammheim-West, Hohe Wart oberhalb
Feuerbachs und die Streuobstwiese Greutterwald. Wenige Einzelreviere befinden sich an Waldlichtungen (z.B. zwei im Reviere Rotwildpark). Der Stuttgarter Bestand beläuft sich auf ca. 400 bis 450
Brutpaare.
Lebensraum
So mancher knorrige alte Obstbaum wird Wohnsitz der Gartenrotschwänzchen. Baden-Württemberg ist aufgrund der noch vorhandenen Streuobstwiesen ein Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland.
Gefahr für den Gartenrotschwanz
Gefährdet ist das Vögelchen in Stuttgart aus verschiedenen Gründen: Wo die Obstbaumwiesen nicht mehr gepflegt, sprich durch Nachpflanzungen erhalten werden, oder wo sie gar der Bebauung zum Opfer fallen, verliert der Gartenrotschwanz seine Bleibe. In Stuttgart ist bereits der Verlust einiger Brutgebiete zu beklagen (z. B. Langenäcker-Wiesert in Stammheim-Ost).
Aussehen
Die Gebirgsstelze fällt vor allem durch ihren gelben Bauch auf. Sie ist 17 bis 20 cm groß (also etwas größer als ein Spatz), sehr schlank und wippt wie alle Stelzen ständig mit ihrem Schwanz. Unsere langschwänzigste Stelze kommt keineswegs nur im Gebirge vor, ist aber eng ans Wasser gebunden. Sie bevorzugt naturnahe Flüsse und Bäche mit steinigen Stellen, wo sie in Nischen und Uferabbrüchen oder unter Brücken von März bis Juli ihr Nest bauen kann. Auf der Suche nach Insekten und kleinen Weichtieren watet sie flink durchs Wasser.
Vorkommen in Stuttgart
Vor allem unter Brücken nistet sich die Gebirgsstelze ein. Wahrscheinlich werden auch die verfallenden Uferbefestigungen des Neckarufers genutzt - sofern keine
Überschwemmungsgefahr droht. In Zuffenhausen scheint eine Röhre, die den Feuerbach etliche Meter unterirdisch führt, als Brutplatz genutzt zu werden. Auch die wasserbaulichen Einrichtungen der
Seen im Rotwildpark sind besiedelt. Der Bestand in Stuttgart liegt wohl unter 50 Revieren. Potentielle Gefahr geht für die Stuttgarter Gebirgsstelzen von
gewässerbaulichen Maßnahmen aus.