Die Herkunft der Bezeichnung Streuobstwiese ist unklar, der Begriff wird zum ersten Mal 1941 von H. Spreng zur Abgrenzung der Obstplantage als „Anbau in Streulage“ genannt. Bis dahin war die Bezeichnung „Obstwiese“ gebräuchlich. Wahrscheinlich soll der Name den Unterschied zu den seit dem 20. Jahrhundert geförderten Obstplantagen verdeutlichen, in denen die Bäume nicht „verstreut“ sondern in Reihe stehen. Die Bezeichnung „Streuobstwiese“ hat sich seit den 50er Jahren durchgesetzt.
Allerdings war der Weg zur heutigen Form der Streuobstwiese noch weit, denn zunächst wurden die Obstbäume nämlich nahe der Villen reicher Römer gepflanzt. Zu erwähnen wäre hier besonders Karl der Große, der die Pflanzung bestimmter Obstsorten anregte und auch kirchliche Orden und Klöster machten sich um den Obstbau verdient.
Die alten Sorten wurden zu einer Zeit entwickelt, als Pflanzenschutzmittel noch gar nicht oder nur sehr eingeschränkt zur Verfügung standen. Sie sind deshalb gegen Krankheiten und Schädlinge besonders gut gewappnet und sind als äußerst robust einzustufen.
Im Gegensatz zu den heutigen Kultursorten, die auf weitgehend identische Elternsorten zurückgehen, stellen die typischen alten Obstsorten der Streuobstwiesen, die sich über Jahrhunderte entwickeln konnten, einen unvergleichlichen Genpool dar.
Bild: Alte Kirschsorte Burlat wird gepflanzt
In den 30er Jahren wurde der Obstbau stark gefördert, so daß die Zahl der Bäume in Baden und Württemberg kräftig zunahm. Nach dem 2. Weltkrieg wurden hauptsächlich Hochstämme verwendet. Die Selbstversorgung mit Obst spielte in den Nachkriegsjahren eine große Rolle. Mit den Jahren das Interesse am Selbstversorgerobstbau deutlich zurück. Erwerbsobstbauern waren nicht mehr konkurrenzfähig. Bei Neupflanzungen griff man verstärkt auf Niederstammplantagen zurück, die den intensiv wirtschaftenden Erwerbsobstbau begünstigten und rentabler machten.
Die Pflege der klassischen Streuobstwiesen ist aus heutiger Sicht mühsam und unrentabel und erfordert ein hohes Maß an Sachverstand gepaart mit beachtlichem
Idealismus. Deshalb gehören Streuobstwiesen zu den am stärksten gefährdeten Biotopen Mitteleuropas. Wir – die Verbraucher – haben es in der Hand, die vielfältigen Produkte der Streuobstwiesen
nachzufragen und zu kaufen.
Text: Beate Draxler
Quellennachweise: NABU, Stiftung Landesbank Baden-Württemberg, Heft 11 (Naturschutz im Kleinen), Wikipedia, Flyer R. Pilz u. E. Göppel, 2009
Mehr dazu im PDF zum Download: Was ist eine Streuobstwiese
Wollen Sie mehr erfahren? Folgende Webseiten bieten Wissenswertes rund ums Streuobst:
NABU Bundesverband – BFA Streuobst