Auf einer Wiese stehen verstreut Obstbäume locker über die Fläche verteilt, dann spricht man von Streuobstwiese. Charakteristisch für Streuobstwiesen sind Bäume mit hohem Stamm. Oft wachsen dort mehrere Obstarten und -sorten oft Äpfel und Birnen. Im Idealfall blühen unter den Bäumen insektenfreundliche Wildblumen. Die sonst blumenreiche Wiese wird entweder extensiv gemäht oder beweidet. Im süddeutschen Raum sind dies klassischerweise Salbei-Glatthaferwiesen, eine unserer artenreichsten und buntesten Wiesengesellschaften überhaupt.
Extrem hohe Verluste der Obstbäume waren in den in 60ziger Jahren zu verzeichnen. Landwirtschaftspolitik sah Ostbaumflächen (Wiesen und Äcker) als minderwertig an. Daher wurden Rohdungs-prämien angeboten. Die Aktion war zum Glück nicht so erfolg-reich und ein gewisser Bestand blieb bestehen. In den letzen 20 Jahren erschwanden 40 % des Bestandes.
Gründe dafür sind:
Die mangelnde Wirtschaftlichkeit bei der Abgabe des Obstes an die Safthersteller, bauliche Entwicklung der Ortschaften und die Aufgabe der Nutzung. Hier ist die
Generationsübergabe aus mangelndem Interesse und verlorener
Ortsbindung an die jüngeren Generationen nicht gelungen.
Es wird vermutet, dass in Baden-Württemberg in 10 Jahren nicht mehr als 1,5 Mio Bäume übrig sein werden. Genau so viele wie von den noch aktiven
Bewirtschaftern
gepflanzt und gepflegt werden. D.h. man kann in Baden-Württemberg
nicht mehr von Landschafts-prägendem Streuobstbau reden und auch nicht vom Streuobstland Baden-Württemberg. Mit allen
Konsequenzen für die genetische Vielfalt der Sorten, die Biodiversität,
das Landschaftsbild und den Naturschutz.
Roten Liste der Biotoptypen Baden-Württembergs mit naturschutzfachlicher Beurteilung
https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/streuobst
Streuobst ist und soll gesund sein. Dies gelingt durch den vorsichtigen Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln und Mineraldünger. Durch standort-angepasste Obstsorten kommt es seltener zu Krankheiten. Durch die meist pestizidfreie Pflege sind Streuobstwiesen für den Menschen wertvoll. Für Tiere und Pflanzen sind sie ein geeigneter Lebensraum.
Im Gegensatz zu den heutigen Kultur-sorten, die auf weitgehend identische Elternsorten zurückgehen, stellen die typischen alten Obstsorten der Streuobstwiesen, die sich über Jahrhunderte entwickeln konnten, einen unvergleichlichen Genpool dar.
Bild: Alte Kirschsorte Burlat wird
gepflanzt
In den 30er Jahren wurde der Obstbau stark gefördert, so daß die Zahl der Bäume in Baden und Württemberg kräftig zunahm. Nach dem 2. Weltkrieg wurden hauptsächlich Hochstämme verwendet. Die Selbstversorgung mit Obst spielte in den Nachkriegsjahren eine große Rolle. Mit den Jahren das Interesse am Selbstversorgerobstbau deutlich zurück. Erwerbsobstbauern waren nicht mehr konkurrenzfähig. Bei Neupflanzungen griff man verstärkt auf Niederstammplantagen zurück, die den intensiv wirtschaftenden Erwerbsobstbau begünstigten und rentabler machten.
Ohne Pflege haben Streuobstwiesen keine Überlebenschancen. Die verbliebenen Streuobstbestände sind häufig überaltert, abgestorben oder schon verbuscht. Ohne regelmäßige Pflege werden Streuobstwiesen bald zu Wald, die Bäume vergreisen und typische Arten der halboffenen Standorte verschwinden.
Die Anfänge des Obstbaus reichen in die Urzeit zurück, als Wildformen von Apfel, Birne, Kirsche, Pflaume und Walnuss genutzt wurden. Die Römer brachten den Obstbau vor 2000 Jahren mit Kulturformen nach Deutschland. Damals entstanden erste Obstgärten am Rande der römischen Villen.
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/streuobst/streuobstwissen/02359.html
Wollen Sie mehr erfahren? Folgende Webseiten und Bericht bieten Wissenswertes rund ums Streuobst:
Mehr dazu im PDF zum Download: Was ist eine Streuobstwiese
NABU Bundesverband – BFA Streuobst