Sowohl die beleuchtete Fläche als auch die Lichtintensität nimmt weltweit jährlich um 2 % zu; in den letzten 30 Jahren hat sich in Deutschland der Lichteintrag in ökologisch wertvolle Gebiete verdoppelt.
Straßenlaternen, Schaufenster, Werbebanner, Gartenleuchten und Wegelichter. Lichtverschmutzung ist heute ein wichtigeres Thema denn je. Für Insekten endet diese Art
der Umweltverschmutzung oft tödlich. Dies hat weitreichende Folgen für unsere Ökosysteme.
Viele Insekten bestäuben Pflanzen oder sind Nahrungsquelle anderer Tiere.
Durch Straßenlaternen angestrahlte Bäume blühen im November und werfen ihre Blätter im Herbst nicht ab; wenn es dann plötzlich kalt wird, tragen sie Frostschäden davon.
Vögel werden durch hell erleuchtete Bauwerke von ihren Flugrouten abgelenkt und senken unter dem Einfluss von Straßenlaternen nachts ihre Körpertemperatur nicht ab, was zu erhöhtem Energieverbrauch führt.
Insekten verenden im Sommer nächtlich zu Milliarden an künstlichen Lichtquellen und werden durch die Lichtanlockung von ihren eigentlichen Tätigkeiten wie das Bestäuben von Pflanzen (ja, viele Blumen werden nachts bestäubt!) abgelenkt.
Wie diese wichtigen Themen zusammengehören, welche Maßnahmen gegen das Insektensterben von der Regierung erwartet werden und was jeder Bürger selbst gegen Lichtverschmutzung tun kann, lesen Sie in unserem Interview mit Experte Dr. Stefan Kress.
Hier das Interview als PDF-Datei zum Download
Ausführliche Informationen zum Thema Lichtverschmutzung finden Sie in diesem Artikel von Stefan Kress, NABU Stuttgart.
Lichtverschmutzung schadet der Natur
Die bisher favorisiere Theorie war, dass nachtaktive Insekten, um geradeaus zu fliegen zu der weit entfernten Lichtquelle Mond einen konstanten Winkel einhalten. Künstliche Lichtquellen werden mit dem Mond verwechselt. Da sie jedoch viel näher sind, fliegen Insekten bei dem Versuch, zur Lampe einen konstanten Winkel zu halten, in einer Spirale auf sie zu.
In einem 2024 in der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications erschienen Artikel wird die neue These vertreten, dass sich Insekten stets so ausrichten, dass ihr Rücken der Lichtquelle zugewandt ist. Dieser sogenannte Lichtrückenreflex ist bereits von anderen Tiergruppen, zum Beispiel Fischen, bekannt. Durch diesen Reflex können Insekten eine horizontale Fluglage einnehmen, denn üblicherweise ist in ihrer Umwelt – auch nachts – der Himmel die hellste Stelle. Bei einer Lampe sorgt der Reflex für ein ewiges Kreisen um das Licht, bei dem, wie in der Studie beobachtet wurde, der Rücken zum Licht und die Beine nach außen weisen. Befindet sich die Lichtquelle auf dem Boden, fliegen Insekten mit dem Rücken nach unten weiter (und stürzen dann ab).
All die anderen Erklärungsansätze würden nicht die charakteristische Fluglage und das pausenlose Kreisen erklären. Nach der „Mond-Theorie“ müssten Insekten spiralförmig auf eine künstliche Lichtquelle zu kreiseln, was in der neuen Studie jedoch gerade nicht beobachtet wurde.
Finden Sie in dem Bericht Auswirkungen künstlichen Lichts auf die Biosphäre
zum Download:
Zu viel: Es gibt generell zu viel Licht z. B. hell angestrahlte Gebäude , Leuchtreklame wohin man sieht.
Zu hell: Viele Lampen, besonders nach Umstellung auf LED-Licht, leuchten viel zu hell. Am Haus reichen 500 Lumen locker aus.
Zu blau: Licht mit einem hohen Blau- u. UV-Anteil lockt besonders viele Insekten an.
Zu weit: Auf eine gute Abschirmung der Lampen nach oben achten. Kugelleuchten sind besonders „schädlich“.
Zu lang: Licht nicht unnötig lang brennen lassen, sondern es in den späten Nachtstunden abschalten oder Zeitschaltuhren bzw. Bewegungsmelder einsetzen.
Zu hoch: Lampen so niedrig wie möglich installieren. So werden bedeutend weniger Insekten angelockt.
Zur Gaudi: Auf Dekorationslicht so weit wie möglich verzichten. Besonders schädlich sind Solarleuchten und LED-Bänder im Garten. Die Tierwelt wird es Ihnen danken!
Ohne Bestäubung kein Obst
Insekten vollbringen einen großen Anteil der Bestäubungsleistung. Ca. 80 % der Bestäubung ist auf Insekten zurückzuführen. Unter den zu bestäubenden Pflanzen sind auch viele Nahrungspflanzen des Menschen zu finden wie Obst und Gemüse. Kurz gesagt: Ohne die Insekten wäre unser Speiseplan sehr eingeschränkt.
Zu guter Letzt tragen Insekten zur Verbesserung des Bodens bei, indem sie unter anderem tote Tiere, Fäkalien und dergleichen abbauen.