Trockenmauern sind ein ganz besonderes Stück Handwerkskunst. Sie kommen ohne Mörtel oder Beton aus und halten trotzdem Jahrzehnte oder länger. Sie sind auch besondere Biotope für viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten.
Aufgrund ihrer aufwendigen Bauweise werden historische Trockenmauern immer seltener instandgesetzt. Nur wenige kennen sich noch mit dieser alten Handwerkskunst aus. Umso spannender war es für die zehn Azubis zu sehen, was noch so alles hinter den sichtbaren Mauersteinen steckt. Der ökologisch wertvolle Bereich befindet sich hinter der Kulisse: eine sogenannte Hintermauerung, die die Stabilität der Mauer mit hochkant „verzwickelten“, also verklemmten, Gesteinsschroppen herstellt.
Gleichzeitig dient die Hintermauerung als Drainage und bietet durch die vielen Hohlräume einen besonderen Lebensraum für allerlei Getier.
Nicht nur die auffällig grünen Zauneidechsen, auch Blindschleichen und Ringelnattern verstecken sich hier. In den Wintermonaten bieten bodennahe Höhlen auch
Verstecke für Erdkröten und Feuersalamander, die vom Dürrbachtal hochgewandert kommen.
Leicht war die Aufgabe nicht. Nach einem halben Tag Theorie zum Mauerbau mussten zunächst die vorhandenen Mauersteine abgebaut und nach der Größe sortiert werden. Allein das war aufgrund der Steingröße und des steilen Geländes eine Herausforderung. Doch der anstrengendste Teil bestand darin, neues Material vom LKW bis zur Baustelle zu transportieren, 150 m Pflasterweg und Treppen waren zu bewältigen.
Unterstützt durch Elektroschubkarren und mit sogenannten Budden und Kraxen wurden neue Steine, Schroppen für die Hintermauerung und Grobsplitt für das Fundament transportiert.
Die größten und schwersten Steine wurden dann in das Fundament mit eingebunden. Im Anschluss mussten die Steine teils von Hand bearbeitet werden, damit sie passen. Auch das Thema Steinbearbeitung wurde von den beiden Ausbilder*innen ausführlich erklärt. Trotzdem waren die relativ großen Fugen zwischen den Steinen eine ganz neue Herausforderung für das Augenmaß der Azubis. Die meisten Mauern werden heutzutage nämlich mit gesägten Steinen gebaut, die ohne Bearbeitung aneinander passen. Damit spart man sich viel Zeit, muss aber für eine ausreichende Stabilität Mörtel verwenden. Überwiegend kommt dabei auch Beton für die Hintermauerung und das Fundament zum Einsatz. Die ökologisch so wertvollen Fugen und Höhlen fallen damit weg.
Mit jeder Mauerschicht wurde das Augenmaß beim Heraussuchen und Setzen der Steine besser und die Gruppe aus Azubis konnte sich immer besser einspielen. So konnten innerhalb von acht Tagen 6 m² Trockenmauer restauriert werden.
Wir bedanken uns bei den Gartenbau-Firmen Blattwerk Gartengestaltung (Stuttgart), Gärten von Daiß (Waiblingen), Bergles & Schauer (Nersingen), Wagner Gärten (Neresheim) und Grimm Garten gestalten (Hilzingen). Es freut uns, dass diese Firmen im Rahmen ihres jährlich stattfindenden Azubiprojekts ökologisch wertvolle und nachhaltige Inhalte vermitteln und Gruppen wie den NABU Stuttgart unterstützen. Ein weiterer Dank geht direkt an die Ausbilder*innen und Azubis, die das Projekt umgesetzt haben.