Das Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ wählt seit 2013 jährlich eine besonders interessante Wildbienenart heraus, um an ihrem Beispiel die spannende Welt dieser Tiere bekannter zu machen. Bei jeder „Jahresbiene“ wird die oft bedrohliche Bestandssituation der für uns so nützlichen Tiere dargestellt. Zugleich soll die Wildbiene des Jahres dazu ermuntern, „in die Natur“ zu gehen und das Tier in seinem Lebensraum aufzusuchen. Damit wirkt die Initiative auch im Sinne einer Wissenschaft für alle (citizen science) und bringt mehr Klarheit über das aktuelle Vorkommen der Wildbiene des Jahres.
Das Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ ist beim Arbeitskreis Wildbienen-Kataster angesiedelt, eine Sektion des Entomologischen Vereins Stuttgart 1869 e.V.
Die Blauschwarze Holzbiene ist die Wildbiene des Jahres 2024. Durch ihre Größe und lautes Gebrumme flößt sie Resepkt ein. Dabei ist Xylocopa violacea harmlos. Wegen ihrer Größe wird sie häufig für eine Hummel gehalten. Besonders auffällig sind die blau schillernden Flügel und der metallisch-schwarz glänzende Panzer.
Die Holzbiene hat ihren Namen von ihrer Angewohnheit, kleine Höhlen in morsches Holz zu bohren, in der sie ihre Brut aufzieht. Ihre Kauwerkzeuge sind so kräftig, dass sie dabei richtiges Sägemehl produziert.
Holzbienen erreichen eine Körperlänge von bis 28 Millimetern. Sie sind anhand ihres hummelartigen Körpers und der meist schwarzen Behaarung sowie den schwärzlichen, violett irisierenden Flügeln gut von anderen Bienen zu unterscheiden. Wie alle Holzbienen-Arten, die vor allem vermehrt in Südeuropa vorkommen, weist die Blaue Holzbiene auf der Brust und am Hinterleib gelbe Haare auf.
Die Blaue Holzbiene ist seit geraumer Zeit auch in unseren Breiten zu finden. Sie kommt deutschlandweit vor. Sie liebt die Wärme. Im Zuge der Klimaerwärmung ist sie
auch in den nördlichen Bundesländern bis Dänemark verbreitet. Streuobstwiesen zählen zu ihren favorisierten
Biotopen. In Dörfern und Städten besuchen sie begrünte Fassaden mit Geißblatt oder Blauregen oder Beete, die Muskatelle-Salbai bepflanzt sind.
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Die Frühlings-Seidenbiene gehört zur Gattung der Seidenbienen, die in Deutschland 14 Arten umfasst. Sie ähnelt der Honigbiense sehr. Als eine der ersten Wildbienen im Jahr fällt die Frühlings-Seidenbiene schon im März an ihren Nistplätzen durch ihr Schwärmverhalten auf.
Im Gegensatz zu den anderen Seidenbienen trägt die Frühlings-Seidenbiene Colletes cunicularius nur undeutliche Haarbinden auf dem Hinterleib. Die Weibchen wirken durch die dichte Behaarung an Kopf und Brustsegment sehr kompakt. Frisch geschlüpfte Tiere tragen ein lebhaft rostbraun gefärbtes Haarkleid auf dem Brustsegment, das an den Seiten und zur Unterseite hin allmählich heller wird. Der Kopf ist vor allem bei den Männchen heller behaart.
Die Frühlings-Seidenbiene ist eine der ersten Wildbienen im Jahr, deren „Schwärmen“ aufgrund der oft großen Zahl von Tieren an ihren Nistplätzen schon im März auffällt. Vor rund 20 Jahren galt die Art noch als streng auf Weidenblüten spezialisiert. Heute weiß man, dass ihr Blütenbesuch wesentlich flexibler ist und sie nicht ausschließlich vom Angebot an Weidenpollen abhängt. Auch die frühe Blüte von Obstbäumen, Ahornen oder Eichen wird genutzt. Dennoch zeigt die Frühlings-Seidenbiene eine deutliche Bevorzugung von Weidenblüten (Salix).
Die Wildbiene des Jahres ist eine ausgesprochene Pionier-Art. Sie ist in der Lage, neu entstehende Lebensräume zu besiedeln. Ursprünglich sicher eine Bewohnerin der Flussauen mit ihren Uferwäldern und -gebüschen, kommt die Frühlings-Seidenbiene regelmäßig in flussnahen Sand- und Kiesgruben und auch im Siedlungsraum vor.
Die Nester werden auf ebenen oder schwach geneigten Flächen angelegt, häufig in Hochwasserdämmen, mageren Wiesen oder auch in Sandkästen von Spielplätzen. Pro Nest werden bis zu sechs Brutkammern am Ende von Gängen angelegt, die bis zu 50 cm in das Erdreich führen. Auf nicht oder nur schütter bewachsenen Bodenstellen, bevorzugt in sandigem Substrat, können Frühlings-Seidenbienen große Kolonien bilden, in denen mehrere hundert Weibchen ihre Nester anlegen. Das erweckt den Eindruck, als handele es sich um einen Staat aus vielen Arbeitsbienen wie bei der Honigbiene. Doch Colletes cunicularius ist eine Solitärbiene, d. h. jedes Weibchen versorgt das eigene Nest unabhängig von der oft sehr zahlreichen Nachbarschaft. Das Versorgen der Brutzellen mit Pollen dauert etwa sechs Wochen, dann sterben die Weibchen. Im Mai scheinen die Niststätten daher „verwaist“ zu sein. Im Boden entwickeln sich die Larven zur neuen Seidenbienen-Generation, die früh im kommenden Jahr ausfliegt.
Quelle:
Gemeinsame Pressemitteilung von Arbeitskreis Wildbienen-Kataster, Naturkundemuseum Stuttgart und NABU Baden-Württemberg
19.01.2023
Die Rainfarn-Maskenbiene wurde zur Wildbiene des Jahres 2022 gekürt. Mit höchstens neun Millimetern Körpergröße zählt sie zu den kleinen Vertreterinnen unserer Wildbienen-Fauna. Als Nahrungsquelle sind für die Rainfarn-Maskenbiene Korbblütler unentbehrlich.
Die Tiere sind schwarz gezeichnet mit verschiedenen weiß gefärbten Körperpartien. Insbesondere die Kopfzeichnung ist charakteristisch. Die weißen Gesichtsmasken ist vor allem bei den Männchen ausgeprägt.Maskenbienen sind nur sehr spärlich behaart und unterscheiden sich so deutlich von den oft pelzigen Vertreterinnen anderer Wildbienen-Gattungen.
Männchen mit elfenbeinweißer Gesichtsmaske
Die Rainfarn-Maskenbiene (Hylaeus nigritus) ist nur schwer von anderen Maskenbienenarten zu unterscheiden. Am besten lassen sich die Männchen der Wildbiene
des Jahres 2022 anhand ihrer auffällig glänzenden Gesichtsmaske erkennen, die wie mit Emaille beschichtet scheint und elfenbeinweiß gefärbt ist. ....
Zum Porträt der Rainfarn- Maskenbiene geht es hier: link
15. Dezember 2020 – Das Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ hat für 2021 eine Biene gewählt, deren Männchen sich durch enorm lange Antennen auszeichnen und die
sich im Frühling sehr auffällig benehmen. Die Mai-Langhornbiene (Eucera nigrescens) ist etwas größer als die Honigbiene, wirkt ein wenig plump und ist pelzig orange-braun behaart. Sie hat
besondere Ansprüche an ihre Nahrungspflanzen, denn sie besucht ausschließlich Schmetterlingsblütler. Das ist bei uns vor allem die Zaun-Wicke, die zur Flugzeit der Mai-Langhornbiene in Wiesen, an
Wegrändern und Waldsäumen blüht. „Meist ab Mitte April bis Anfang Mai lassen sich die Männchen der Mai-Langhornbiene beobachten, wie sie in rasantem Flug bevorzugt an Beständen der Zaun-Wicke
patrouillieren und auf das Erscheinen der Weibchen warten. Dabei folgen sie auffällig stets den Flugbahnen, die von ihnen selbst durch Duftmarken festgelegt wurden.
Das Nest legen die Weibchen in der Erde an vegetationsfreien oder nur spärlich bewachsenen Stellen an. Das sind ebene Flächen oder Böschungen bevorzugt mit lehmigen
oder sandigen Böden. Die Weibchen häufen im hinteren Teil der Brutkammern den Pollenvorrat einfach an und formen ihn nicht, wie bei anderen Wildbienen üblich, zu einer Kugel. Nach Fertigstellung
der Nester stirbt das Weibchen etwa Mitte Juni.
Mai-Langhornbienen brauchen die Zaun-Wicke
Der Schlüssel für das Vorkommen der Mai-Langhornbiene sind ergiebige Bestände der Zaun-Wicke. Diese Pflanze ist zwar nicht gefährdet, doch musste vielfältiges
Grünland hierzulande seit vielen Jahrzehnten einer stetig intensivierten Landwirtschaft weichen. Das blieb auch für vermeintlich „robuste“ Arten wie Eucera nigrescens nicht ohne negative
Folgen.