Stellungnahmen des Vorstandes


NABU Stuttgart nimmt Stellung zum gefährdeten Wald in Stuttgart Jan. 2023


Foto: Naturnaher Wald, Pixabay
Foto: Naturnaher Wald, Pixabay

Der Stuttgarter Wald hat eine wichtige Naturschutz-, Klimaschutz- und Erholungs-Funktion. Gefährdete Tier- und Pflanzenarten müssen konsequent geschützt werden, wobei Stuttgart eine besondere Verantwortung für die Höhlenbrüter Mittelspecht, Schwarzspecht und Halsbandschnäpper hat. Diese und viele andere Tierarten wie Fledermäuse und Käfer benötigen alte, absterbende und abgestorbene Bäume als Lebensraum. Waldrefugien leisten daher einen wichtigen Beitrag zur Bindung von Kohlenstoff und als Wasserspeicher.

 

Das Alt- und Totholzkonzept des Landes muss konsequent umgesetzt werden, mit mindestens 15 Habitatbäumen pro 3 Hektar Waldfläche. Der Flächenanteil an Waldrefugien, in die forstwirtschaftlich nicht eingegriffen wird, soll mindestens 10 % betragen, wobei die einzelnen Flächen möglichst groß sein sollen.

 

Lichte Wälder sind als Lebensraum für licht- und wärmeliebende Tiere und Pflanzen von großer Bedeutung, sind jedoch, weil hier die Bäume einzeln stehen, gegen große Sommerhitze anfällig. Lichter Wald soll an besonders geeigneten Standorten auf nicht mehr als 3 % der Waldfläche entwickelt werden.

 

Der Waldboden ist mit seinem feinen Kapillarsystem der Wasserspeicher des Waldes. Befahren mit schwerem Gerät zerstört ihn für Jahrhunderte. Wenn Bäume gefällt werden, muss dies bodenschonend geschehen. Wo die Umstände es zulassen, sollen Rückepferde eingesetzt werden. Als Rückepferd bezeichnet man ein im Wald zum Holzrücken eingesetztes Pferd, das gefällte und entasteten Baumstämme zum nächsten Waldweg bringt.

 

Mountainbiker suchen auf neuen Waldwegen neue Herausforderung. Flora und Fauna kommen nicht zur Ruhe. Aufklärungsarbeit soll die Ausbreitung von Rad-Trails und Trampelpfaden verringern.

 

Die Klimakatastrophe stellt ein enormes Risiko für den Stuttgarter Wald dar. Vonseiten der Wissenschaft gibt es keine gesicherte Erkenntnis, welche Maßnahmen dessen Fortbestand langfristig sichern werden.

 

Um das Risiko zu streuen, plädiert der NABU Stuttgart für den bewirtschafteten Wald, zwei Strategien zu verfolgen. Wobei von 10 % unbewirtschafteten Waldrefugien ausgegangen wird.

 

Zwei Strategien für den Wald

 

Für den Fall, dass die Klimakatastrophe so schnell vonstattengeht, dass der natürliche Anpassungsprozess zu lange dauert, wird in 60–70 % der Waldfläche folgendermaßen eingegriffen:

  • Freistellen von Eichen, da Eichen als trockenresistenter als Rotbuchen gelten.
  • Förderung von 3–4 dem Standort angepassten einheimischer Baumarten, z.B.
          Feldahorn, Elsbeere und
    Hainbuche, von denen ausgegangen wird, dass sie den    
           Klimawandel besser als andere Arten vertragen.
  • Einführung klimastabiler Baumarten.

 

Versuchsweise können auf Kleinflächen Arten aus Süd- und Südosteuropa angepflanzt werden, die auch auf natürlichem Wege zu uns gelangen werden. Bei diesen Arten ist die Wahrscheinlichkeit, dass die heimische Tierwelt sie als Lebensraum annimmt, größer als bei Arten, die von anderen Kontinenten stammen.

 

Für den Fall, dass ein weitgehend sich selbst überlassener Wald besser mit den Verhältnissen zurechtkommt, wird nur extensiv 20–30 % der Fläche nach dem Lübecker Modell bewirtschaftet.

 

Das Lübecker Modell

 

Der Stadtwald Lübeck ist das kommunale Forstunternehmen, welches die Waldflächen der Hansestadt Lübeck verwaltet und bewirtschaftet. Die Lübecker Forsten wurden durch das Konzept der „Naturnahen Waldnutzung“ bekannt.

 

Dichter, dunkler Wald, in dem Rotbuchen dominieren, schafft sich ein kühles Klima und verhindert so die Austrocknung. Der Wald wird nicht aufgelichtet. Es wird eine flächige Entnahme von Bäumen vermieden und nur sehr alte, dicke Bäume entnommen.

 

Verfasser

 

Dr. Stefan Kress, Dipl. Biologe

stefan.kress@nabu-stuttgart.de

Mitglied Waldbeirat Stuttgart

2. Stellvertretender Vorsitzender NABU Stuttgart e.V.

 


Stellungnahme des NABU Stuttgart zum Thema: Wasser darf keine Handelsware sein!



Stuttgarter Wasserversorgung in EnBW Hand

Nach dem Bürgerbegehren "100-Wasser" zum Rückkauf der Stuttgarter Wasserversorgung 2010 klagte die Stadt acht Jahre erfolglos gegen die EnBW auf Herausgabe des Wassernetzes. Denn die Stadt will den von der EnBW geforderten hohen Preis nicht zahlen (einige Jahre zuvor hatte die EnBW selbst den Wert des Wassernetzes noch erheblich geringer bewertet).
Eine ausgehandelte "gütliche Einigung" der Stadtverwaltung mit der EnBW beinhaltet, dass die EnBW bis 2042 weiter über unsere Wasserversorgung verfügen kann. Gegen diese Einigung hat sich eine Ratsmehrheit mit den Stimmen von SPD, Die FrAKTION und PULS ausgesprochen, sowie auf Druck der Parteibasis auch die GRÜNEN.

Verliert die Stadt die Kontrolle?

Die Gefahr war groß, dass die Stadt bzw. ihre Bürger die Kontrolle über die Wasserversorgung komplett und dauerhaft verliert. Denn die bis 2042 mit großer Wahrscheinlichkeit abgeschlossenen Freihandelsabkommen mit Kanada und evtl. auch den USA werden die Rechte der Kommunen gegenüber Konzernen weiter schwächen. Die Wasserversorgungen müssen dann wahrscheinlich öffentlich ausgeschrieben werden und geraten damit mit hoher Wahrscheinlichkeit in private Hände, wie es in Griechenland bereits passiert ist.

Hat Stuttgart 2042 überhaupt noch das Geld für einen Rückkauf? Wird die Autoindustrie dann noch genug Steuern einbringen? Wenn Wirtschaftsprüfer 2042 den Wert der Wasserversorgung ermitteln können, dann auch jetzt. Und für strittige Bewertungen gibt es längst erprobte Verfahren.
Angesichts des Klimawandels wird Wasser immer wertvoller.

 

Der NABU Stuttgart fordert daher den sofortigen Rückkauf der kompletten Wasserversorgung.